Gedanken zur Leistungszucht

Plädoyer für die Hovawart Leistungszucht
Der Hovawart ist eine Wundertüte – ja das ist er wirklich. Aber trotzdem berechenbar. Wenn man sich mit den Eigenschaften und Veranlagungen beschäftigt und die Ahnen des Hundes berücksichtigt, ist er aber durchaus ein Stück weit einschätzbar. Ich bin bereits über 40 Jahre mit dem Hovawart ‚verbandelt‘ und gebe seit 15 Jahren Seminare für Hundeteams. Da an diesen Seminaren eh viele Hovawarte teilnehmen, kann ich sagen, dass ich pro Jahr sicher 200 Hovawart-Typen kennenlerne und zusätzlich auf Ausstellungen und Prüfungen viele Hovawarte auch sehe.
Somit bin ich mit der Bandbreite dieses schönen Rassehundes sehr vertraut. Mir geht es hier in diesem Artikel nicht um Schönheit, sondern in erster Linie um das Wesen und Verhalten der Hunde, um Hundetypen und Veranlagungen, welche diese Hunde mitbringen und wie unterschiedlich sie doch sind, trotz aller Gemeinsamkeiten.
Insbesondere liegen mir die Hunde aus Leistungszucht am Herzen, da diese bei guter Führung durch den Menschen in Motivation, Arbeitsbereitschaft und Willen mit dem Menschen gemeinsam zu Interagieren, oftmals herausstechen.
Vielleicht für den einen oder anderen, der sich jetzt fragt, was ist eigentlich eine Leistungszucht?
Bei diesen Zuchten werden Hunde miteinander verpaart, welche eine sogenannte IGP-Prüfung 1–3 abgelegt haben. Diese Prüfung besteht aus Nasenarbeit, Gehorsamsübungen (Unterordnung) und dem Schutzdienst. Dieser ist im Gegensatz zur Polizeiarbeit keine ‚Mannarbeit‘ im eigentlichen Sinne. Es geht vielmehr um die Auseinandersetzung mit dem Helfer, welcher ein großes Beuteobjekt (den Schutzarm) hat, der für einen Hunde mit ausgeprägten Beutetrieb sehr attraktiv und begehrenswert ist. Es handelt sich dabei um einen gemeinsamen Sport mit dem Hund. Dieser schweißt zum einen das Team: Mensch-Hund zusammen und zum anderen wird der Hund seinen Anlagen entsprechend ausgelastet. Die Veranlagungen von Gebrauchshunden sind ein Kulturgut, das es gilt zu erhalten.
Diese Eigenschaften sind nicht nur Grundlage für das gemeinsame Hobby, sondern auch Grundlage für die Ausbildung zum Personensuchhund oder Rettungshund. Ein Rettungshund ist nur gut und einsatzbereit auszubilden, wenn er über die entsprechenden Veranlagungen verfügt.
Werden diese Prüfungen durch beide Zuchtpartner und Vorfahren nachgewiesen, darf sich die Zucht Leistungszucht nennen. Erweiternd gibt es dazu die Gebrauchshundezucht, welche andere Prüfungen mit Hund miteinschließt. Bei den Nachkommen aus diesen Zuchten sind entsprechend gute Veranlagungen zu erwarten.

Speziell beim Hovawart sind das in der Regel sehr charakterstarke Hunde, die sich schnell und gut motivieren lassen, einen hohen Beutetrieb mitbringen und bei einem ‚Problem‘ auch mal vorne ‚ihren Hund‘ stehen wollen. Sie zeigen ein gesundes Aggressionsverhalten und den Willen sich durchzusetzen. Diese Hunde sind Persönlichkeiten und keine Mitläufer, welche sich genügsam zurückziehen oder wenig Ansprüche stellen Wir sollten sie erhalten, diese Persönlichkeiten!
Jetzt fragen sich Hovawart Interessenten zurecht: Kann ich diesem Hund gerecht werden? Muss ich jetzt Schutzhund Sport betreiben? Kann ich ihn händeln? Ja die Fragen sind berechtigt – aber die Grundfrage sollte anders gestellt werden. Habe ich Lust, Zeit und auch die Durchsetzungskraft für diese Art von Hund? Möchte ich einen Hund als Team Partner, welcher für viele Dinge schnell zu begeistern ist? Schaffe ich es, den Hund zu regulieren oder auch mal hintenanzustellen? Bin ich selbst ein Mensch mit Führungsqualitäten?
Die Persönlichkeit Hovawart sucht die Persönlichkeit Mensch, der voll im Leben steht und sich nicht in seinen Zweifeln und Emotionen verfängt, Charakterhunde verlangen Führung und Integration, dass die Hunde geliebt werden und in der Familie sind, muss nicht extra erwähnt werden. Also keine ‚Angst‘ vor den Hunden aus Leistungszucht, sie sind wunderbare Begleiter bei richtiger Führung und wirklich für jeden Spaß mit Begeisterung zu haben.
Antje Engel