Mit CreaCanis aufs Treppchen
Oder auf das “Stockerl”, wie es in Österreich gerne genannt wird – das ist uns in 2018 bei der RZV Obedience Deutschen Meisterschaft als Klassensieger der OB Klasse 1 und in 2019 bei der RZV Deutschen Meisterschaft IGP 3 mit dem 3. Platz gelungen. Gerne erzähle ich etwas über unseren Werdegang und wie man mit der Idee von CreaCanis und den tollen Ansätzen im Hundesport sehr guten Erfolg haben kann. Aber nun der Reihe nach.
Als ehemalige LindArt-Trainerin habe ich meine Hunde schon lange im Hundesport über Motivation ausgebildet. Allerdings habe ich da immer nur gute Ansätze bekommen, aber nie bis zum Ende durchdacht. Somit habe ich mich mit meinen Trainerkolleginnen bei namhaften Trainern und Referenten weiter fortgebildet und es an unseren Hunden ausprobiert. Aus den vielen Erfahrungen und aus neuem Input ist der wunderbare Weg von CreaCanis entstanden. Getragen von der Vision, den Hund im Hundesport so individuell ausbilden zu können, wie es für das Team notwendig ist, um bei Prüfungen und Meisterschaften eine sehr gute Leistung zeigen zu können.
Was ist das Rezept?
Das Geheimnis ist ganz einfach: “Navigationssystem” aus “den Weg selber finden” an. Hundeausbildung gleicht oftmals einem Navigationssystem. Alles wird dem Hund vorgegeben, das Denken wird ihm abgenommen, der Hund bekommt Anweisungen und keine Aufgaben. Wir von CreaCanis wollen Eigeninitiative fördern und auf Eigenmotivation bauen! Der Hund soll selber versuchen herauszufinden, was ihn zum Erfolg führt. Mit geschickter Vorbereitung bringt man den Hund, ohne ihm stark zu helfen oder alles vorzugeben, zum gewünschten Ausbildungsergebnis.
Wir sprechen in der Ausbildung das emotionale Zentrum beim Hund an. Was gibt es Besseres, als dass der Hund unser Lob auch als solches erkennt, unsere Freude teilt und nicht ständig an Spielzeug oder Leckerli denkt? Wir wollen, dass der Hund Spaß daran hat, die Aufgabe selbst zu erledigen, also nicht nur an der Belohnung, sondern an der Aufgabe selbst. Was gibt es Schöneres, als die gestellte Aufgabe unter unterschiedlichen Bedingungen gemeinsam gut zu lösen?
Wir sehen jedes Training als Herausforderung an. Immer wieder werden neue Dinge integriert, gemeinsam Lösungen gefunden und vor allem eine tolle Stimmung gepflegt. Es geht um Stimmung, Emotionen, Gefühl und Gemeinsamkeit im Training, aufgebaut auf Technik, Schnelligkeit und korrekte Ausführung, basierend auf Freiwilligkeit und Bereitschaft zum gemeinsamen Tun.
Wie gehen wir das bei CreaCanis an?
Wenn ich einen Hund im Hundesport erfolgreich führen will (erstmal egal in welche Richtung), ist es sinnvoll, sich erstmal selbst Gedanken zu machen: Wo will ich hin? Was bringt mein Hund mit? Und was traue ich mir zu? Der Mensch sollte sich Ziele setzen, kleinere Teilziele und gerne auch größere Fernziele. Sonst wird das Training nur eine nette “Trainiererei”.
Ein weiterer Grundsatz ist: Nur ein gut erzogener Hund kann im Hundesporttraining sehr gut über Motivation ausgebildet werden und sich auf seine Aufgabe konzentrieren. Optimal beginnen wir damit bereits im Welpenalter. Ein guter Start ist unser CreaPuppy Workshop. Zum einen gibt es viele wertvolle Tipps, die Interaktion mit dem Hund bereits qualitativ hochwertig und emotional gestalten, und zum anderen gibt es wichtige Übungen zur Impulskontrolle und Erhöhung der Frustrationstoleranz.
Wichtig ist, dem Welpen/Junghund das “Lernen” beizubringen – Eigeninitiative ist das Zauberwort. Kleine Tricks und Körperübungen eignen sich dafür bestens. Shapen und instrumentelle Konditionierung kommen dabei zum Einsatz. So früh wie möglich (ab der 12. Woche) kann man mit seinem Hund in unser Team-Bildung-Roots-Programm einsteigen. Hier geht es um das Erkennen und Fördern der freiwilligen Aufmerksamkeit und der Aktionsbereitschaft unter steigender Ablenkung. Und natürlich stehen alle Motivationsmöglichkeiten und Arten der so wichtigen Sozialmotivationen und Objektmotivation im Fokus.
Die Team-Bildung ist DAS wichtigste Element! Auch für den Hundesport. Nur wenn ich mit “unsichtbarer Leine”, also leinenlos arbeiten kann, geht ein freies und freiwilliges Training über Motivation wirklich. Das naturnahe Spielen mit einem Objekt (Futter oder Beute) sollte dem Menschen in Fleisch und Blut übergehen. Wir möchten das freie Spiel (ohne Ziel) kultivieren und wirklich im Leben (Alltag und Sport) festigen. Damit geht eine gute Grunderziehung automatisch einher. Abbruchhörzeichen oder Unterbrecher wie “Platz auf Entfernung” müssen zuverlässig funktionieren!
Erst wenn der Mensch unter Ablenkung (Menschen, Hunde, Gegenstände, Futter usw.) jederzeit mit seinem Hund frei und locker objektfrei oder mit Objekt spielen kann, ist der Hund in der Lage, auch unter Ablenkung Lernspiele (Zielspiele) zu machen oder auch genug Aufmerksamkeit zu haben, um etwas Neues zu lernen. Aus meiner (unserer) Erfahrung macht es wirklich Sinn, sich intensiv in unser Team-Bildung-Roots-Programm hineinzudenken und als allererste Prüfung mit dem Hund die Team-Bildung-Roots-Prüfung anzustreben und dort anzutreten – was für eine Erfahrung! Die erste Prüfung mit seinem Hund, mit der Nutzung aller Motivationsmöglichkeiten, und es ist trotz Aufregung und Prüfungsstress alles erlaubt, auch Korrekturen oder den Wechsel der Motivationsbereiche.
Aufbauend darauf, wenn schon viele Dinge aus Roots verinnerlicht sind, haben wir unser Programm Team-Bildung-Sport entwickelt. Drei wichtige Trainingswege für eine gute Ausbildung: Elementetraining, Stimmungstraining und Prüfungstraining (Verkettungen). Gerade hier kann man in allen drei Teilen frühzeitig mit seinem Hund beginnen, besonders das Elementetraining (kleinschrittiger Aufbau von Übungen für den Hundesport) nimmt in der Aufbauphase sehr viel Zeit in Anspruch. Die gute Nachricht: Es wird für die Ausbildung nicht zwingend immer ein Hundeplatz gebraucht – 80% des Elementetrainings können daheim in den eigenen vier Wänden stattfinden.
Aber neben allen Formalitäten, an die wir uns als Hundesportler halten müssen, ist das Allwichtigste, wie die Stimmung von uns und vom Hund im Training und dann später auch in der Prüfung ist. Es geht bei einem erfolgreichen Training und später auch bei einer erfolgreichen Prüfung um Emotionen und Stimmung. Diese müssen kultiviert werden und in der Vorbereitung auf die Zusammenarbeit immer zuverlässig abrufbar sein – bei beiden Teampartnern.
Wenn dann irgendwann die Prüfung naht, ist es besonders wichtig, welche Einstellung der Mensch selbst zu diesem Event hat und wie gut unser Team vorbereitet ist. Gute Vorbereitung dafür bietet unser Stimmungs- und Prüfungstraining. Ohne Objektübungen und Übungsteile zu verketten und alle erlaubten Sozialmotivationen zu nutzen – das muss trainiert und gefestigt sein. Danach sollte man sich auch darauf einlassen, mit dem Hund wirklich ausgelassen und lange zu spielen, ganz im Hier und Jetzt. So baut sich Erwartungshaltung auf und keine Enttäuschung, wenn die Objektbelohnungen ausbleiben.
Am Prüfungstag selbst – also auch bei meinen Meisterschaften mit Denzel – darf man sich auf die Vorführung freuen! Die Lust zeigen zu dürfen, was man mit dem Hund kann, ohne Erwartungshaltung oder Vergleiche mit anderen Teams, ist wichtig, um den Kopf frei und die Aufregung in den Griff zu bekommen. Egal was kommt und passiert, ich möchte Spaß haben mit meinem Hund. Egal was er macht, er ist immer der Beste. Je besser wir vorbereitet sind und je klarer ich mit meiner Körpersprache und meinen Signalen kommunizieren kann, umso genauer können wir die Übungen ausführen. Und wenn eine Übung nicht klappen sollte, dann ist das lediglich eine Information für meine weitere Ausbildung und nicht enttäuschend oder demotivierend!
Geht zur Prüfung mit dem Gedanken – wir haben jetzt Quality Time zusammen, und lasst einfach die “Sau” raus.
Und jetzt kommt noch ein wichtiger Punkt: 15 Minuten vor der Prüfung und 15 Minuten nach der Prüfung gehört meine Aufmerksamkeit MEINEM Teampartner Hund und zwar zu 100 %. Vorher musste ich mich einstimmen und vorbereiten, und nach der Prüfung hat kein anderer Mensch als Gratulant das Recht dazwischenzufunken. Nur und ganz alleine nur mein Hund hat das Recht, mit mir unglaublich ausgelassen spielen zu dürfen! Nach einer Prüfung gibt es das “Spiel der Spiele mit meinem Denzel”. Wir zergeln mit der dicksten Beißwurst, die er mag, um die Wette, kullern über den Boden, springen herum und ticken einfach mal beide aus. Diese Emotionen gibt es nach jeder Prüfung, und mittlerweile hat Denzel eine tolle Erwartungshaltung aufgebaut und wird von Übung zu Übung besser – was für ein Gefühl. Ich freue mich auf die weitere Arbeit und auf die weiteren Erfolge mit Denzel. Und ich freue mich noch mehr, wenn auch andere Mensch-Hund-Teams das mit CreaCanis erleben dürfen!